Meinung

Aus bnw.bnwiki.de
Version vom 13. Mai 2022, 21:38 Uhr von Timborg (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „=2022-05-01= [https://docs.google.com/document/d/1r2owrzBG-fxQqSuY3CmBXOfYfrDP7s0y1-IuD8PLy5c/edit?usp=sharing Cloud:Meinung] [https://youtu.be/YJQgdH35MiM YouTube:Meinung] “Ich weiß nicht genug über das Thema, um mir eine Meinung zu bilden.” Diesen Satz habe ich viele Male von Onkel Barlow gehört. Glaube ich zumindest, zumindest war Barlow für mich die Person, die maßgeblich meine Einstellung zur Meinungsbildung geformt hat. Eines von seinen…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

2022-05-01

Cloud:Meinung

YouTube:Meinung

“Ich weiß nicht genug über das Thema, um mir eine Meinung zu bilden.”

Diesen Satz habe ich viele Male von Onkel Barlow gehört. Glaube ich zumindest, zumindest war Barlow für mich die Person, die maßgeblich meine Einstellung zur Meinungsbildung geformt hat. Eines von seinen vielen hunderten guten Videos zur Urteilsschulung ist BMZ #457, darin folgendes Zitat:

https://www.youtube.com/watch?v=bO9t4ESp-ik&index=20&list=WL 00:09:28 Eigene Meinung

"Je wichtiger mir ein Thema ist, desto mehr informiere ich mich dazu. Bis hin zu dem Punkt, dass ich zu manchen Themen wirklich recherchiere, als würde ich Artikel darüber schreiben. Umgekehrt aber bei Dingen, von denen ich keine Ahnung habe, oft auch keine Meinung habe und meine Klappe halte." (BMZ #457: Palacheater, Eigene Meinung, Geldfragen, 2019, 09:28)

Offen gesagt vergeht mir beim Nachhören dieses Videos die Motivation, mein eigenes Werk zu erstellen. Barlow hat in seinem Video vor über 3 Jahre schon alle Punkte adressiert, die ich heute ansprechen möchte. Auch bin ich beim Abtippen des Zitats darin übergegangen, sein ganzes Video zu Ende zu hören, da darin so viel Erfahrung und Wissen zur Urteilsschulung liegt, wie ich es selbst vielleicht gar nicht besser ausdrücken könnte. Ich kann es also wirklich nur jedem empfehlen, sich das Video in der Beschreibung einmal anzuschauen.

Der Grund, warum ich dieses Video dennoch erstelle, ist der, dass dieses Video von Barlow knapp 10.000 Aufrufe hat. Da sind 80 Millionen Menschen, die dieses Video nicht erreicht hat, obwohl super relevant jeden und wichtig zu hören für jedermann ist. Dieses und ähnliche Videos sind meine Motivation für BorgNetzWerk: Schlaue Köpfe, gutes Wissen und die richtigen Perspektiven existieren bereits, sie müssen nur hervorgehoben und zugänglich gemacht werden.

Aber das ist nur meine Meinung. Und genau darum soll es auch jetzt wieder gehen, entschuldigt meinen Ausflug in die Würdigung eines alten Lehrmeisters, zurück zum Thema: Wir gehen wieder in 3 Schritten vor: Was ist eine Meinung? Wann darf ich meine Meinung ändern? Warum Meinung, wenn es Fakten gibt?

Um direkt die erste Frage zu verstehen, trennen wir ganz konkret zwei Dinge: “Geschmack” und “Meinung”. Geschmack sei hier Vorliebe, Interesse, wenn es etwa um Pizza Hawaii oder Fortnite geht. Darum soll es heute nicht gehen. Heute geht es um Meinung, wie etwa meine Meinung, dass Barlow ein guter Lehrmeister sei, oder die Meinung von Drosten zur Pandemie oder die von Mai zur Impfpflicht. Auch dazu hat, vermutlich, jeder von uns eine Meinung, wobei sich viele von euch jetzt schon ertappen werden, dass sie zumindest zu einem davon hoffentlich keine Meinung haben: Zu Barlow, nämlich. Wenn auch in meiner Bubble jeder Barlow kennt, geht das bestimmt Millionen Menschen in Deutschland nicht so, und die Chance, dass du gerade zum ersten Mal von ihm gehört hast, steht nicht schlecht. Schlecht wäre es wiederum, wenn du jetzt schon eine Meinung von ihm hättest. Denn da trifft genau der Satz: “Ich weiß nicht genug über das Thema, um mir eine Meinung zu bilden.” Wer sich eine Meinung zu einem Thema bildet, bevor er “genug” weiß, handelt fahrlässig. Der erste Schritt bei jedem neuen Thema sollte sein “ich informier mich mal”, oftmals überspringt man diesen Teil jedoch und springt gleich in Boxringe, in denen man nichts zu suchen hat. Und genau dieses “nichts zu suchen” ist der Unterschied, worüber wir “Experten” und “Laien” differenzieren. Darum gehen wir mit Zahnschmerzen zum Zahnarzt und nicht in die Werkstatt, wo wir unser Auto besser aufgehoben finden als unser Gebiss. Darum haben vor Gericht Aussagen von Ärzten, Mathematikern und ähnlichen Experten auch dann Gewicht, wenn diese mit dem Fall als solches nichts zu tun haben - ihre “Meinung” ist wichtig, da sie “genug” wissen, bezogen auf genau diesen Bereich, in dem sie Experte sind.

Lesson Learned #1 Wer bei einem Thema nicht “fortgeschritten” oder zumindest “informiert” ist, sollte die Sache mit der Meinung erstmal auf später verschieben. Dann kann man entweder mehr Infos sammeln oder sich den Dingen widmen, zu denen man Ahnung und folglich auch eine berechtigte Meinung hat.

“In Zeiten hoher Unsicherheit sei es eigentlich sinnvoll, sich nicht sofort ne Meinung zu bilden. Es wäre besser, wenn man erstmal ein bisschen wartet und sich informiert, damit man nicht schon ne Meinung hat, wenn sie sich ändern muss, weil neue Erkenntnisse hinzukommen.” Volker Stollorz nach Professor Zimmermann aus Bonn (Im Gespräch Dr. Mai Thi Nguyen-Kim an Der Goethe-Universität, 2021, 12:13)

“Wir sind als Gesellschaft aber auch sehr ungnädig mit Meinungsänderungen und auch mit Zugeständnissen, dass man sich geirrt hat. Wir als Gesellschaft machen es unseren Mitmenschen, finde ich, aber auch schwer, einzuräumen, zu sagen, da war ich vorschnell, das war blöd, das sehe ich jetzt anders.” (Im Gespräch Dr. Mai Thi Nguyen-Kim an Der Goethe-Universität, 2021, 13:03)

Beide Sprecher sind sich einig, dass es schwierig ist, von einer Meinung wieder runter zu gehen. Selten habe ich den Satz “Die wissen doch selbst nicht, was sie wollen, die ändern alle paar Wochen ihre Meinung” so oft gehört wie in den vergangenen Jahren. Hier wieder mein Appell, meine persönliche Meinung: Macht euch sorgen bei jenen, die nie ihre Meinung ändern. Es sollte etwas Alltägliches sein, zu realisieren, dass neue Fakten zu Tage getreten sind und die bequem zurecht gelegte Meinung anhand dieser Fakten neu sortiert werden muss. Klar hat es Folgen und Implikationen, wenn du alle 5 Minuten deine Meinung änderst, aber wenn du den ersten Tipp verfolgst, musst du das vielleicht gar nicht: Erst abwarten, informieren, dann Meinung bilden, und dann immer mal wieder aktualisieren

Lesson Learned #2 Ein Meinungswechsel geht immer. Wenn du eines Besseren belehrt wurdest, neue Informationen zutage getreten sind oder du durch kritische Selbstreflexion deinen alten Standpunkt nicht mehr richtig findest. Und das ist weder gut noch schlecht, sondern erstmal Menschlich - errare humanum est, irren ist menschlich. War schon tausende Jahre so, wird wohl auch so bleiben.

“Er weiß, dass er nicht allwissend ist, und er ist bereit, seine Philosophie durch gegensätzliche und synergetische Ideen formen zu lassen.” (Meruem: Hunter X Hunter's Lesson in Power, 2019, 4:50)

Bleibt die letzte Frage: Ja wenn diese “Fakten” und “Informationen” so toll sind, wofür brauchen wir dann überhaupt noch Meinungen? Guter Punkt, da, wo Fakten vorliegen, brauchen wir sie tatsächlich quasi gar nicht. Wenn 99% der Wissenschaftler sich über Jahre einig sind, ist eine Sache recht schnell keine Meinungsfrage mehr, sondern faktisch, quasi-objektiv, “wahr” - Punkt. Dann tut man da gut daran, das Wort “Meinung” davon fern zu halten. Meinung kommt genau dann zum Einsatz, wenn Fakten nicht mehr ausreichen. Beispiel Barlow, ist er ein guter Lehrer? Das wort “gut” ist nicht faktisch zu beschreiben, ich kann nichts objektiv beweisen. Zumal Lehre nochmal ganz individuell ist, und und und… Auch die Impfpflicht ist wesentlich mehr Politik und Soziologie als nur Mathe und Chemie. Ja, klar, wir können uns ausrechnen, was wahrscheinlich passiert, wie viele Menschen wie stark bei welcher Entscheidung leiden oder eben nicht - aber welche Maßnahmen wir als Gesellschaft tragen, das ist dann wieder Meinungssache. Und das ist ein Bereich, der sich mit Fakten nicht schließen lässt. Das entscheiden wir als Gesellschaft, durch Politik, durch Wahlen und durch unsere eigene Stimme.

Damit die abschließende Lesson learned für heute: Fakten sind Meinungen überlegen, doch gibt es nicht für alles Fakten. Und für diese Zwischenräume gibt es Meinungen.

Also: Erstmal Klappe halten und kritisch recherchieren. Dann Meinung bilden und bereit sein, sie wieder zu ändern. Und sauber trennen, wo Fakt aufhört und Meinung anfängt.

In diesem Sinne

Stay safe and stay critical

References BMZ #457: Palacheater, Eigene Meinung, Geldfragen. (2019, January 9). YouTube. Retrieved April 24, 2022, from https://www.youtube.com/watch?v=bO9t4ESp-ik Im Gespräch Dr. Mai Thi Nguyen-Kim an der Goethe-Universität. (2021, August 12). YouTube. Retrieved April 24, 2022, from https://www.youtube.com/watch?v=bEWM-1_2uFs Meruem: Hunter x Hunter's Lesson in Power. (2019, November 29). YouTube. Retrieved April 24, 2022, from https://www.youtube.com/watch?v=moXTmhpbb1k